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9.000.000.000 Menschen leben auf der Erde. Kinder zu bekommen, ist weltweit verboten, passiert es dennoch, werden sie vom Staat getötet. Kein anderer Planet beherbergt die Menschheit zu ihrer Zufriedenheit, und die Überbevölkerung hat ein drastisches Ausmaß angenommen.

Gebären darf nur, wer dazu auserwählt wird. Man muss um Erlaubnis für Schwangerschaften ansuchen und viele Bedingungen erfüllen: Wohlstand, Schönheit, Gesundheit, Intelligenz und ein harmonisches Leben für die Geborgenheit des Kindes sind die Grundvoraussetzungen für eine Genehmigung. Zusätzlich müssen Tests bestanden werden, die das jeweilige wirtschaftliche System erstellt - und zuletzt entscheidet ein Zufallsgenerator, wer an der Reihe ist unter den möglichen Kandidaten.

Ein Baby wird von der Familie C4XIA und ihren Freunden zu Grabe getragen. Das Baby ist ein neues, zweites Geschöpf, das durch Sprache geschaffen wurde. Dieses Kind sollte von Selina großgezogen werden, die alle Anforderungen für eine Schwangerschaft erfüllt und per Bestechung den Zufallsgenerator umging.

Die Familie verdächtigt den Bischof "Monsieur", den Tod des Kindes aus moralischen Gründen veranlasst zu haben, denn er hatte sich mehrmals besorgt über die Möglichkeit, Menschen durch Sprache zu schaffen, geäußert. Aber auch die Abteilung Geburtenregelung könnte Nachforschungen über eine echte Schwangerschaft Selinas getätigt, und herausgefunden haben, dass es sich bei diesem Kind um eine Adoption handelte, die streng verboten ist in allen Ländern der Erde. Man erachtet es als das größte Geschenk, auserwählt zu werden, selbst ein Kind in die Welt zu setzen, und dieses Geschenk darf man unter keinen Umständen weiterschenken oder verkaufen, sondern man muss es dankbar ehren, und das Kind verwöhnen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Adoption wird Menschenhandel genannt, und als Barbarei vergangener Jahrhunderte angesehen...

9.000.000.000 ist ein skurriler Mafia-Science-Fiction, - Liebe und ihre Verwicklungen, dunkle Machenschaften und familiäre Strukturen, sind die Themen, die sich in der Arbeit zu RAP ATTACK - A Hip Hop Story herausgebildet haben.
Hip Hop ist eine männerdomierte Jugendkultur, die weltweit neue Formen des Paten etabliert, der Don ist eine immer noch moderne Figur in der Gesellschaft.

Der Abend wird getragen von Kunstformen des Hip Hops wie Rap und DJ-ing, die als persönliche Ausdrucksmittel des Ensembles die Geschichte miterzählen.

Mafia
Die familiären Strukturen sind oftmals die Basis mafioser Gruppen, wobei ein weiter Begriff von Familie herrscht. Die Familie erfüllt eine zentrale Funktion, da sie das wichtigste Instrument bei der Ausübung der territorialen Herrschaft ist. Die Mafia nutzt und manipuliert Verwandtschaftsbeziehungen mit dem Ziel, den Anspruch auf ein Territorium zu gewährleisten und zu vergrößern.

Jede Aufnahme in eine Familie wird von einer Initiationszeremonie begleitet. Die Zeremonien haben Bezüge zur Terminologie und Vorstellungswelt der katholischen Religion und zur Bedeutung des Blutes. Mit dem Eintritt in eine Mafia-Familie muss der Neuling auf Dauer eine neue Identität annehmen und alle seine bisherigen Bindungen - welcher Art auch immer - der Mitgliedschaft unterordnen. Es geht um einen Pakt auf Lebenszeit. Er beansprucht die ganze Person des Mafioso, sein ganzes Selbst, und zwar ein Leben lang. Mitglied zu werden, ist gleichbedeutend mit der Konversion zu einer Religion. So wie man nie aufhört, Priester zu sein, hört man nie auf, Mafioso zu sein.

Die Mafia verfügt über einen von weiten Teilen der Gesellschaft akzeptierten Ehrenkodex. Das System der inneren Legitimation der Mafia beruht in der Hauptsache auf zwei Werten: Ehre und Omertà - im landläufigen Sprachgebrauch bedeutet das Verschwiegenheit - vor allem gegenüber Fremden und staatlichen Behörden. Der Ehrenkodex verpflichtet dazu, sich gegen jeden Angriff oder jede Beleidigung zu wehren, und zwar ohne Hilfe von Polizei und Gerichten.

Die Wahrnehmung, dass die Mafia eine reine Männerorganisation sei, führte dazu, dass Frauen in der Mafia von der Justiz lange Zeit verschont blieben. Ihre soziale Verantwortung ist nicht zu unterschätzen und zuweilen eben so groß als die der Männer. Ihre aktive Beihilfe in der Familie umfasst vor allem die Weitergabe der Mafia-Ideologie an die Kinder, die Aufrechterhaltung der Ehre des Ehemannes und die Erinnerung an die Blutrache (Vendetta) für die getöteten Familienangehörigen.

In 9.000.000.000 ist ein neues Zeitalter angebrochen: der Boss ist eine Frau, wobei ihr alter Vater noch der ehemalige Pate ist.

Mafia als thematische Grundlage für eine Stückentwicklung mit der HipHop Community, deren Urklischee das organisierte Verbrechen ist.

Mit: Anielka Orozco-Zeledon, Krizzfader + dauawelle (perVers), A.geh Wirklich, Almut MölkSmith, Tanja Petrovsky, Luise Ogrisek, Vladi Tchapanov, Sandra Selimovic, Zoran Bogdanovic, Tibor Papai, Alexander Dombrowsi, Pippa Galli, Thomas Kamper, StvdB, Confusi, Mareen Hafer, Sebastian Eckhardt, Wowo, Max Hoffmann, Pablo Santos, Dorthe Svastha, Elisabeth Prohaska, Silvia Allmer, Lua Virtual, Simone Bago-Kussberger, Kornelia Kilga und Yosi Wanunu
Choreografie: Zoran Bogdanovic
Licht: Andrea Korosec
Sound: Vladi Tchapanov
Ausstattung: Renato Sobotta
Grafik: Michael Gaderer
Fotos: Pippa Galli + Claudio Farkasch
PR, Sponsoring, Consulting: Thomas A. Brödl + K2O
Produktionsleitung + Regieassistenz: Barbara Korb
Regie: Michaela Hurdes-Galli
Produktion: Theaterblau
Homepage: http://www.9mrd.at

Ab:
09.12.2005 um 20:00

Aufführungsort:
brut, Wien, Österreich

Veranstaltungsart:
Theater

Weitere Termine:

27. Jänner bis 1. Februar 2006 WUK
19. Februar 2006 Porgy&Bess
9.- 11. März 2006 Dschungel Wien



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