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Quartett // von Heiner Müller

Eine Koproduktion von Schauspielhaus Wien mit Het Toneelhuis Antwerpen

 

Heiner Müllers 'Quartett' basiert auf Choderlos de Laclos Briefroman, mit dessen Handlung man sich vor allem nach den erfolgreichen Verfilmungen der 'Liaisons Dangereuses' (Gefährliche Liebschaften) vertraut fühlt. Der Dialog in dem Zwei-Personen-Stück ist allerdings weniger selbstverständlich als es auf den ersten Blick erscheinen mag: Die Charaktere tauschen nahtlos und unerwartet die Rollen, die Geschichte bleibt nahezu unerzählt und es gibt nur einen assoziativen Bezug zum originalen Inhalt.

Als Text entfaltet sich 'Quartett' zu einem provokativen Monolog für zwei Stimmen. Er handelt von Macht und Begehren als beißende Metapher für Machtlust per se. Die Spirale von Liebe und Gewalt lässt die Antagonisten im ständigen Rollenwechsel immer tiefer in einen Sumpf liebloser, pervertierter Sexualität einsinken. Das Spiel der Geschlechter wird zum brutalen Kampf und eskaliert in der Selbstzerstörung.

In der Inszenierung von Peter Missotten werden die beiden Charaktere von zwei jungen Männern verkörpert und mit den Stimmen von zwei Schauspielerinnen synchronisiert. Die Darsteller agieren auf einer transparenten Plattform, die hoch über dem Publikum hängt. Sie sind umgeben von Kameras, Scheinwerfern und Projektoren, welche die Spieler einerseits verbergen, gleichzeitig aber auf rundum installierten Projektionsflächen sichtbar machen. Verborgen in den Tiefen des Hightech-Equipments ertönen die voraufgezeichneten Texte und werden von den Darstellern lippensynchron 'geäußert'. Die Schauspieler besitzen keine eigenen Stimmen, sie können nur die Geschwindigkeit und den Rhythmus ihrer weiblichen Stimmen kontrollieren. Sie sind glücklos gefangen in einem pre-recorded, schicksalhaften Setting.

"Salon für die Französische Revolution/Bunker nach dem 3. Weltkrieg" lautet Heiner Müllers Szenenbeschreibung zu Quartett, die den schneidenden Dialog zwischen Valmont und Merteuil in eine vage Zeit zwischen Guillotine und Bomben versetzt. Peter Missottens schwebende Plattform treibt wie ein verlorenes Raumschiff im Vakuum der Geschichte. Man wartet auf den Messias, wie man auf Godot wartet, und vom Glauben ist nicht mehr geblieben, als ferne Erinnerungen an das, was einst Erlösung genannt wurde. Um die Zeit zu füllen, eröffnet man eine zynische Schachpartie der Emotionen, ein verbales Feuerwerk, in dem sogar die Erotik von der Rhetorik beherrscht ist. Ein Machtspiel in Worten als End-Zeitvertreib.

Text: Heiner Müller
Regie/Bühne/Video/Licht: Peter Missotten [De Filmfabriek]
Dramaturgie: Erwin Jans
Sound Design: Senjan Jansen

Mit: Karel Tuytschaever, Jonas Leemans
Stimmen: Barbara Horvath, Vivien Löschner
In deutscher Sprache

 

Ab:
16.11.2006 um 20:00

Aufführungsort:
Spielort: Schauspielhaus, Porzellangasse 19, 1090 Wien, Wien, Österreich

Veranstaltungsart:
Theater

Weitere Termine:

Spielzeit: 17. November bis 6. Dezember 2006, täglich außer Montag, jeweils 20:00 Uhr

Karel Tuytschaever, Jonas Leemans (Foto: P. Missotten / de Filmfabriek)

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