Premiere von "damals vor graz" im Grazer SchauspielhausEs ist eine Begegnung der besonderen Art, wenn der Regisseur Philip Tiedemann, bekannt für seine musikalischen Interpretationen von Theatertexten, auf den Sprachund Klangpoeten Gert Jonke trifft. Entstanden ist daraus die Neufassung von Gert Jonkes damals vor graz, ein in einem erfundenen Dialekt geschriebenes Stück. Philip Tiedemann montierte aus damals vor graz und weiteren Texten von Gert Jonke eine Spielfassung, eine musikalisch und rhythmisch durchkomponierte Sprachpartitur für fünf Schauspieler: Beim Blättern im Reisetagebuch des Dichters werden längst vergangene Gefühle und Leidenschaften wieder lebendig. Aus dem Dunkel der Vergangenheit tauchen Bilder einer Zugreise auf, eine Liebesnacht im Schlafwagenabteil, Landschaften ziehen vorüber, alles ist bewegt vom Rhythmus der Lok. Kaum ist die Nacht vorbei, verlieren sich die Liebenden. Vorher versprechen sie einander, sich wieder zu sehen. In Graz, wo die Mur fließt und der Uhrturm steht. Aber sie werden Graz nie erreichen ... Was bleibt, ist des Dichters Erinnerung an eine einzigartige Nacht, ohne zu wissen, was damals wirklich geschah oder was lediglich in der Phantasie existierte. In Gert Jonkes Universum sind Zeit und Raum aufgehoben, Erinnerung wird zur Gegenwart, Vertrautes wird plötzlich fremd, das wahrhaft Wirkliche ist das Nicht-Existierende.
Gert Jonke, Ein Anti-Heimatroman, der Jonkes sprachexperimentelles Verfahren in die Nähe der Wiener Gruppe ansiedelt. Anfang der 70er Jahre entstehen seine ersten Theaterstücke. Die 1977 erschienene Erzählung Schule der Geläufigkeit markiert einen Wendepunkt: das formale Experiment rückt zugunsten der Lust am Erzählerischen in den Hintergrund. Gert Jonke wird der 1. Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. 1989 wird damals vor graz im Forum Stadtparktheater gezeigt. Der Text, geschrieben in einem erfundenen Dialekt, war in den 70er Jahren in den manuskripten erschienen sowie vom WDR, SR, SDR und ORF als Hörspiel gesendet worden. 1992 ist Gert Jonke Stadtschreiber in Graz. Ende der 90er Jahre erhält Gert Jonke zahlreiche Preise, u.a. den Großen Staatspreis für österreichische Literatur (2002). Im Rahmen Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas wird Chorphantasie als Koproduktion mit dem Burgtheater im Schauspielhaus Graz uraufgeführt. Im Herbst 2005 wird am Burgtheater Wien Die versunkene Kathedrale und Seltsame Sache bei der Ruhrtriennale uraufgeführt. Gert Jonke erhält den diesjährigen Kleist-Preis. Die Auszeichnung wird am 20. November im Berliner E verliehen. Philip Tiedemann, Jg. 1969, der u.a. am Burgtheater Wien, am Berliner Ensemble, am Staatstheater Stuttgart, am Düsseldorfer Schauspielhaus und demnächst am Hamburger Schauspielhaus inszeniert, ist Spezialist für österreichische Theaterliteratur. Er inszenierte Stücke von Thomas Bernhard, Peter Handke, Ernst Jandl und Ödön von Horváth, Franzobel und Peter Turrini. damals vor graz ist bereits seine zweite Arbeit am Schauspielhaus Graz. Seine Uraufführung von Anselm Glücks innerhalb des gefrierpunktes, eine Koproduktion zwischen Graz 2003, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und dem Schauspielhaus Graz, fand viel beachtete Resonanz bei Presse und Publikum. Tickets T 0316 8000, F 0316 8008-1565 Ab: Aufführungsort: Veranstaltungsart: |
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