Theatermagazin Theaterblick - Die ganze Welt ist Bühne. Theater Spot
Theaterfoto des Augenblicks - Darauf klicken, um es zu vergrößern.

Mein Theaterblick
Sie sind nicht angemeldet.

 

Volksstück Buschenschank großer Erfolg

Kürzlich ist das Volksstück „Buschenschank“ des Eibiswalder Autors Kurt Franz über zwei originale Buschenschenken-Bühnen gegangen, nämlich über die Schauplätze der heimischen Buschenschenken Glirsch und Garber. Die Idee, dieses Volksstück auch hautnah in hiesigen Buschenschenken aufzuführen, stammt von Karl Wöss, dem langjährigen Mitglied der Eibiswalder Theatergemeinschaft (ETG), der ein bekannt verlässlicher Schauspieler ist und eine professionell wirkende Stütze des hiesigen Ensembles. Der Erfolg gab ihm Recht. Die Idee ist voll und ganz aufgegangen, das Stück hat viele Besucher angezogen und war stets ausverkauft.

 

Begonnen wurde mit drei Aufführungen beim Buschenschank Glirsch. Da das hartnäckige Regenwetter die Aufführungen im großräumigen Hof des Anwesens nicht erlaubte, wurden sie ins Innere des Hauses verlegt, wo durch das enge Zusammensitzen des Publikums erst recht viel Stimmung aufkam. Für gute Stimmung sorgten auch zusätzlich noch die Mitglieder des offenen Singens, die im Hause unter der Leitung von Johanna und Kurt Kügerl jeden Freitag zusammen kommen, um gesellig zu singen, und die als Gesangsgruppe in das Theaterstück eingebaut wurden und begeistert mitmachten.

Beim Buschenschank Garber war dann Kaiserwetter. Man spielte vor der Weinlaube der Buschenschenke, unter der das Publikum Platz genommen hatte. Vor dem Publikum stand der Wirtshaustisch, um den rundherum das Spielgeschehen ablief, und im Hintergrund der Besucher baute sich die grandiose Kulisse der Berge der Koralpe auf; ein Theaterspielen mitten im Weinberg und in der Landschaft also, und man erlebte das echte, lebendige Geschehen dieses zeitgemäßen und zeitkritischen Volksstückes so, als sei es gerade jetzt erst mit Sprache und Inhalt aus der Bevölkerung herausgewachsen, echt und wirklichkeitsgetreu. Ein Volksstück im besten Sinne, kritisch, unterhaltend und lebensnah. Es werden darin Probleme angesprochen, die lebensnah sind, die man auf der anderen Seite aber auch nur zu gerne verdrängt und nicht wahr haben will. Jedoch es gibt einen Spiegel, der die Wirklichkeit spiegelt und der in diesem Fall so manchen Besuchern hingehalten wurde, direkt vors Gesicht. So bist du, sagt er. Und wenn du es selbst nicht bist, dann ist es jemand in deiner Verwandtschaft, Bekanntschaft, Nachbarschaft. So ist das Volk nämlich auch, so sind wir auch.

Hans Noack hat als Regisseur sehr gute Arbeit geleistet und das Stück mit zahlreichen guten Einfällen unterspickt und unterstrichen. Es ist ihm auch gelungen, eine geschlossen gute schauspielerische Leistung der Mitwirkenden auf die Bühne zu bringen. Allen voran die beiden Hauptdarsteller, der Klarinetten spielende Gottfried Brauchart (Karl) und der auch im Stück tonangebende Robert Zirngast (Ferdl) - der im Hauptberuf Tontechniker ist. Sie verkörperten ein durch ihre gemeinsamen Probleme, Sorgen und Nöte zusammengeschweißtes Freundespaar, das nur der Tod trennen kann und sonst nichts, und die, wenn es wieder einmal schwer zu ertragen ist, das Leben, Trost suchen beim Wein, und ihre Probleme wieder einmal gemeinsam hinunterspülen beim Glirsch und beim Garber, „denn Wein haben sie immer noch einen guten da“, wie sie sagen, und dann wird ja, vorübergehend wenigstens, scheinbar wieder alles ein bisschen leichter. Tief und durchdringend und authentisch ihre Darstellung, von shakespearehafter Qualität die Darstellung der Friedhofsszene durch Robert Zirngast.

Für Heiterkeit sorgte Peter Haring (Luis), der mit seiner wirklichen Frau Gerlinde auch im Stück als Ehepaar auftritt. Peter Haring hat sich in den letzten Jahren als Publikumsliebling herausgemausert, wobei sein Erfolgsgeheimnis schnell auf den Punkt gebracht ist, aber schwer nachzumachen. Er ist beliebt in der Bevölkerung wegen seiner Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft, und er geht auch immer offen auf die Leute zu – und so wirkt er auch auf der Bühne, und er scheut sich auch gar nicht, die Schwächen der Menschen ausführlich und wirklichkeitsgetreu darzustellen. Wo andere Hemmungen haben, wirkt er natürlich, und das dankt ihm das Publikum, und das dankbare Publikum empfängt ihn jetzt immer schon mit viel Applaus.

Sehr gut eingefügt in das Stück sind auch Eva Brauchart als Wirtin und Sigi Koschar als Medizinalrat, die ihre liebe Not mit den Gästen haben, mit Karl, Ferdl und Luis also, und die ein moralisches Gegengewicht darstellen zu den leichtsinnigen und betrunkenen Protagonisten, und die auch sonst im Leben manchmal eigensinnige und wenig überlegte Handlungen vollziehen.

Hinter der Bühne wirkten Erhard Orthaber und Gerald Friesl als Techniker, der Schriftführer Willi Roßmann als Gestalter des sehr originellen Flyers als Theaterzettel, und der Kassier Erich Brauchart, der mit dem Einspielergebnis recht zufrieden war. Das Foto dieses Berichtes stammt von Christian Koschar, der auch noch eine ganze Reihe von eindringlichen und sehenswerten Fotos produziert hat. Der langjährige Intendant der ETG, Wolfgang Koschar, hat das Stück – wie auch schon „Monte Carlo“ im vorigen Jahr - als Aufzeichnung qualitätsvoll dokumentiert.

Das Stück „Buschenschank“ ist der 2. Teil der Tetralogie LIEBESLEBEN – LEBENSLIEBE von Kurt Franz. Die vier Teile des Gesamtstückes behandeln vier Lebensalter, wobei voriges Jahr von der ETG der 1. Teil, das Jugendstück „Monte Carlo“ – seinerzeit vom Landestheater Linz preisgekrönt – im Autohaus Poprask in der sehr gelungenen Regie von Hans Noack und in der meisterhaften Darstellung der jugendlichen Schauspieler Manuel Brauchart und Magdalena Strametz bereits aufgeführt worden ist.

Im kommenden Jahr sind die Teile drei und vier zur Aufführung vorgesehen, nämlich „Haarschnitt“ (Uraufführung) und „Die Ehrung“ – und eventuell alle vier Teile zusammen in einem langen Tag und in einer langen Nacht des Theaters. Theaterinteressierte freuen sich schon darauf. Sehr lobenswert die nun einsetzende Literaturpflege der ETG unter dem kürzlich neu gewählten Intendanten Günter Ully, der neben der Pflege der Komödien- und Boulevardstücke auch moderne Literatur zur Aufführung bringen will. Ein Platz im Literaturhimmel wird ihm sicher sein, und das Publikum ihm dankbar für geistvolle Literatur, über die man noch lange diskutieren kann und die im Gedächtnis und in der Seele haften bleiben.

Ab:
26.07.2010 um

Aufführungsort:
Buschenschank, Eibiswald, Österreich

Veranstaltungsart:
Theater, Musical

Buschenschank von Kurt Franz

Kommentare

Sie können einen Kommentar abgeben, wenn Sie sich einloggen. Wenn Sie noch keinen Benutzer-Account haben, können Sie hier einen anlegen.

nach oben


© Verlag Franz
Du befindest Dich hier: Volksstück Buschenschank großer Erfolg (4898).