ARGE theater: „Monster zertrampeln Hochhäuser“ von Lukas Holliger
Von Kristina Graul am 14.04.2015
Inszenierung: Michael Kolnberger. Eine zynische Farce auf Wohnungsnot, Flüchtlingspolitik und Korruption. Uraufführung.
Das KünstlerInnenehepaar Peter und Edith Fallok sind VerliererInnen des innerstädtischen Wohnungsmarktes und müssen sich glücklich schätzen, am Stadtrand in einem sanierten ehemaligen ArbeiterInnen-Wohnblock eine neue Bleibe zu finden. Dessen Eigentümer, ein eiskalter Immobilienmakler und gleichzeitig korrupter Kommunalpolitiker, kennt keine Skrupel, Wohnraum einfach doppelt zu vermieten! Er schreckt auch nicht davor zurück, Jagd auf illegale AsylantInnen zu schüren, denen er bisher überteuerte Kellerräume und Tiefgaragen vermietet hat. In der Wohneinheit „30E“ rücken die Falloks nun notgedrungen mit dem KleinbürgerInnenpaar Kurt und Kristina Kretz zusammen. Während die Männer zunächst ihre Verachtung preisgeben, gelingt den beiden Frauen allmählich eine vorsichtige soziale Annäherung. Kultur trifft auf Unkultur, Kunst auf Kommerz, analytische Zwölftonkompositionen auf herzerwärmende Schlagermusik, György Ligeti auf Hansi Hinterseer, Ideologie auf Idealismus, künstlerischer Freigeist auf bequemen Konformismus. „Monster zertrampeln Hochhäuser“ ist nicht moralisierend. Der Autor Holliger stellt sich den komplexen Themen Wohnungsnot, Flüchtlingspolitik und Korruption mit viel schwarzem Humor, absurden Spielsituationen, skurillen Figuren und einer markanten, der jeweiligen Klassenzugehörigkeiten subtil abgelauschten Sprache. Das Stück „Monster zertrampeln Hochhäuser“ war in der Endauswahl des Berliner Stückemarkts 2011 und wurde 2013 bei den Autorentagen „Stück auf!“ am Schauspiel Essen szenisch gelesen. Es wurde dort mit dem Publikumspreis und dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet. HintergrundFinanzkrise. „Billiges Geld". Baukredite so günstig wie schon lang nicht mehr. Gute Zeiten für InvestorInnen und Immobilienhaie mit Wohnraum schnell viel Geld zu verdienen. Wo langfristige Mietverträge Schutz bieten sollten, greifen Immobilienprofis auch gern zu unlauteren Maßnahmen um lästige MieterInnen aus lukrativen Objekten hinaus zu bekommen. Gentrifizierung ist das Schlagwort: wenn aus weniger attraktiven Wohngegenden, sogenannte „Szeneviertel" werden.
Die Folge: Wohnungsnot wird zu dem signifikanten Problem vieler Kommunen und somit topographisches Abbild sozialer Ungleichheiten einer ganzen Gesellschaft. Aber was passiert mit Menschen mit schmalem Budget, Menschen mit Migrationshintergrund oder gar Asylsuchenden? Sie werden in unattraktivste Wohngegenden gedrängt und sind oftmals gezwungen in prekären Verhältnissen zu hausen. Ausgrenzende Ghettobildung und somit die Förderung kontraproduktiver Parallelgesellschaften sind die Folge. Ab:
09.05.2015 um
19:30
Aufführungsort:
ARGEkultur Salzburg,
Ulrike-Gschwandtner-Straße 5 5020 Salzburg,
Österreich
Veranstaltungsart:
Theater
Weitere Termine:
Montag 11.05. 19:30 Uhr Dienstag 12.05. 19:30 Uhr Mittwoch 13.05. 19:30 Uhr Freitag 15.05. 19:30 Uhr |