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"Die Philosophie im Boudoir " von Marquis de Sade

Einladung Die Philosophie im BoudoirVon Marquis de Sade.
Die Philosophie im Boudoir oder Die lasterhaften Lehrmeister“
Sa. 16.06. 12 20:00h "Die Philosophie im Boudoir zur Erziehung junger Damen bestimmt.
.Jutta Lindner & Jürgen Wönne präsentieren eine szenische Marquis de Sade - Lesungim Café Jules Julius-Kiefer-Str. 21 Tel. Res. 0151/51556737
66119 Saarbrücken- St. Arnual

Die als "Erziehungslektüre" verfasste Publikation besteht aus einer Vorrede "an die Libertins", sieben Dialogen und einem Exkurs im Anschluss an den fünften Dialog in Form eines Pamphlets mit dem Titel "Franzosen, noch eine Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt".Im für de Sade typischen Wechsel von sexueller Ausschweifung und philosophischen Traktaten wird die sinnliche Lust als Motor der geistigen Auseinandersetzung mit der Welt, die Sexualität als triebhaft-symbiotische Ergänzung des Geistes vorgeführt.Zu Beginn seiner Schrift empfiehlt der Autor den Müttern, ihren Töchtern die Lektüre seines Buchs zu gebieten.Die freigeistige Madame de Saint-Ange und ein Freund ihres Bruders, der Libertin Dolmancé übernehmen die Sexualerziehung des 15 Jahre alten Mädchens Eugénie. Der Unterricht umfasst die anatomische Erörterung der Sexualorgane und der erogenen Zonen, die praktische Überprüfung des Gelernten in konkreten Sexualhandlungen, sowie sittlich-moralische Betrachtungen über das Sexualverhalten der Geschlechter im Besonderen und über deren Sozialverhalten im Allgemeinen. Im Verlauf der praktischen Erziehungsarbeit werden weitere Personen wie der Bruder von Madame de Saint-Ange und ihr Gärtner unterstützend hinzugezogen.Neben der Masturbation und dem normalen Geschlechtsverkehr empfehlen die Erzieher insbesondere den Analverkehr, um einer Schwangerschaft zu entgehen.Quintessenz: "Ein hübsches Mädchen sollte sich damit befassen zu ficken und niemals zu zeugen."Der Schülerin wird angeraten, sich von triebfeindlichen moralischen Konventionen zu lösen. Die sexuelle und geistige Emanzipation beinhaltet nach den Lehren der Erzieher auch die Kenntnisnahme sowohl der männlichen als auch der weiblichen Aggression. Generell werden den Frauen sadomasochistische Praktiken als Ventil zur Befriedigung ihrer Herrschsucht und den Männern die Einrichtung von Bordellen mit Lustsklaven empfohlen.Am Ende des Erziehungsprogramms wird nicht nur symbolisch die Abnabelung vom mütterlichen Vorbild eingefordert, sondern in einem Initiationsakt des Erwachsenwerdens im Beisein der Tochter der Mutter von der Hand des Libertins das Geschlechtsteil zugenäht.In de Sades Traktat "Franzosen, noch eine Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt" wird, nach Beseitigung der Monarchie, als weitere Anstrengung gefordert, sich nunmehr des Christentums zu entledigen und somit auch sittlich-moralisch zu befreien. Als Vorbild des befreiten Glaubens beruft de Sade sich auf das römische Heidentum. Sitte und Moral sollen sich auf republikanische Pflichten der Menschlichkeit und Solidarität gründen, während das Christentum mit seiner Priesterschaft sich als Aberglaube und Unterdrückungsinstrument gegen das Volk entlarvt habe. Neben Meinungsfreiheit, generell milden Gesetzen und der Abschaffung der Todesstrafe fordert de Sade auch die Freiheit des Bürgers, seinen aggressiven Trieben nachzugehen. Statt Keuschheit und Treue solle eine allgemeine Promiskuität um sich greifen.Das Pamphlet mündet in eine Verherrlichung der Gewalt als Konsequenz der naturgegebenen egoistischen Bestrebungen der Menschen, die in einen Kampf aller gegen alle ausarten. Der Autor folgt hierbei den philosophischen Reflexionen des Hobbesschen Leviathan, wobei de Sade seinen Republikanern allerdings den Gesellschaftsvertrag verweigert, mit dem sich die soziale Gemeinschaft einem allgemeinen Gesetz oder einem absolutistischen Herrscher unterwirft, um sich so den inneren Frieden zu erkaufen. Stattdessen gilt das nackte Konkurrenzprinzip, nach dem der Stärkere den Schwächeren besiegt.Das Leben des Marquise de SadeDonatien Alphonse François - bekannt unter dem Namen "Marquis de Sade" - wurde am 2. Juni 1740 in Paris geboren. Als Sohn eines adeligen Diplomaten und naher Verwandter des damaligen Königshauses, bekam er schon früh Zugang zum französischen Hofadel. Sein "frei-denkerischer" Onkel Abbé de Sade erzog den jungen De Sade und übte einen großen Einfluß auf sein weiteres Denken aus. Weiterhin ist bemerkenswert, daß er sich bereits als Jugendlicher zum Kavalleristen ausbilden ließ und während des gesamten 7-jährigen Krieges Frankreich treu diente. Erst danach begann seine eigentliche Geschichte, die ihn als verruchte Persönlichkeit in aller Munde kommen ließ. Donatien Alphonse François begann einen ausschweifenden Lebenswandel zu etablieren. Er schaffte es innerhalb weniger Jahre sein gesamtes Vermögen zu verschleudern. Er verpraßte sein Geld in Spielsalons und gab Unsummen für seine Geliebten aus. Seine Eltern schlugen daraufhin vor, ihn mit Rennée Pélagie de Montreuil - einer wohlhabenden Dame aus erstklassiger Gesellschaft - zu vermählen. Diese Frau entsprach zwar nicht so sehr De Sades eigenen Vorstellungen, aber er willigte schließlich - vor allem des Geldes willens - in die Hochzeit ein. Trotz der seltsamen Neigungen von François entwickelte sich zwischen den beiden eine skurrile Liebesbeziehung. Besonders Renée begann den Marquis abgöttisch zu verehren. Ihre Liebe bewies sie ihm noch jahrelang, indem sie seine Eskapaden ohne Aufmucken als treue Ehegattin duldete. De Sades erste Gefangenschaft war im Jahre 1765. Sie erfolgte offiziell aufgrund seines "liederlichen Lebenswandels". Vor allem die adeligen Kreise wollten den Marquis wegen seiner "abscheulichen Gottlosigkeit" hinter Gittern sehen.Ein Jahr nachdem sein Vater gestorben und sein erster Sohn geboren war, wird François in der Affäre Rose Keller angeklagt. Er soll Rose Keller entführt und gequält haben und dafür eine weitere Haftstrafe verbüßen. Vor Antritt dieser Strafe flieht der Marquis jedoch mit seiner frischen Liebe - seiner Schwägerin - nach Italien. De Sades zweiter Sohn wird im gleichen Jahr wie Napoleon geboren - zwei Jahre später bekommt er eine Tochter. Nachdem er vier Prostituierten Drogen in ihre Bonbons gemischt hatte, wird De Sade des versuchten Mordes angeklagt. Er und sein Diener Latour werden aufgrund dieses Skandals zum Tode verurteilt. Wiederum flieht der Marquis nach Italien und wird dort jedoch nachträglich verhaftet und eingekerkert. Er schafft es aus dem Gefängnis ausbrechen und versucht anschließend in Frankreich die Aufhebung seines Todesurteils zu erreichen. Es folgen weitere Skandale und De Sade wird im Jahre 1777 ins Gefängnis von Vincennes eingesperrt. Sieben Jahre später landet er in der berüchtigten Bastille, in der er lebenslänglich eingekerkert bleiben soll. In dieser Zeit entstehen De Sades philosophische Werke und bekannte Skandalschriften wie: "120 Tage von Sodom", "Aline und Valcour", "Die Leiden der Tugend", und "Eugénie de Franval". Während der französischen Revolution gelingt dem Marquis ein weiteres Mal die Flucht. In dieser Zeit verliebt er sich in Marie-Constance Quesnet, mit der er bis zu seinem Tode liiert bleibt.1791 schreibt und veröffentlicht Donatien Alphonse François unter einem Pseudonym heimlich sein wohl bekanntestes Werk "Justine". Er verbündet sich mit dem Revolutionsführer Robespierres und publiziert politische Streitschriften. Doch De Sade kann sich als ehemaliger Adeliger nicht mit dem Geist des Volkes vereinen. So landet er auch in den folgenden Jahren immer wieder in verschiedenen Kerkern. Im Jahre Juli des Jahres 1794 wird er schließlich zum Tode verurteilt. Nur knapp entgeht François - aufgrund eines organisatorischen Fehlers - der Guillotine. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm abermals in den folgenden drei Monaten aus der Haft entlassen zu werden. 1795 erfolgt die Veröffentlichung seiner Schrift "Philosophie im Boudoir". Sein darauf folgender gesellschaftlicher Niedergang wird von immer größer werdenden finanziellen Schwierigkeiten begleitet. Sein eigener Verleger beschlagnahmt seine Werke, es folgen Hausdurchsuchungen und schließlich landet der Marquis ohne Urteilsspruch in der Irrenanstalt von Charenton. Die offizielle Begründung lautete: "Wahnhaft vom Laster besessen".Ein Jahr vor seinem Tode, erlebt der Marquis sein letztes Liebesabenteuer mit einem sechzehnjährigen Mädchen. Nachdem er über ein Drittel seines Lebens in Gefängnissen zugebrachte hatte, stirbt er schließlich in Charenton. :

Ab:
16.06.2012 um 20:00

Aufführungsort:
"Café Jules" Julius-Kiefer-Str. 21 Tel. Res. 0151/51556737, 66119 Saarbrücken- St. Arnual, Deutschland

Veranstaltungsart:
Lesung, Anderes



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