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Fast Faust

Das Packhaustheater im Schnoor bringt eine für Bremen neuartige Theaterproduktion heraus: Den ganzen „Faust I“ in 90 Minuten! Und das Ganze mit zwei Schauspielern! Ein geradezu halsbrecherisches Projekt, das den Akteuren alles abverlangt.

André, Heiner und Hanna sind das „Dramenterzett“. André leitet die Theatertruppe als erster Schauspieler, Intendant und Chefdramaturg in Personalunion. Er verfolgt das ehrgeizige Ziel, die deutschen Klassiker endlich wieder unverfälscht und werkgetreu in Szene zu setzen. Waghalsig und leidenschaftlich spielt die Schauspieltruppe die großen Stücke der deutschen Bühnenliteratur mit dem Anspruch, sie erstmals in endgültiger Reinform auf die Bühne zu bringen. Bei der heutigen Vorstellung geht es um den Faust. Den Faust von Goethe, der Tragödie erster Teil. Alle 57 Rollen sind perfekt auf die drei Universalschauspieler aufgeteilt.

Doch da kommt eine schreckliche Hiobsbotschaft: Hanna sagt die Vorstellung ab. Etwas Unglaubliches ist passiert, und sie fühlt sich außer Stande, ihre Paraderolle zu spielen: Das Gretchen. Die Situation ist heikel. Wie soll man den Faust spielen, wenn man zwar einen Faust und einen Mephisto hat, aber kein Gretchen ? Vieles ist machbar, aber nicht das Undenkbare. Die „Gretchenfrage“ bekommt eine völlig neue Bedeutung.

Dennoch entschließen sich André und Heiner spontan, die Vorstellung nicht ab zu sagen. Es muss gespielt werden, und im wahrsten Sinne des Wortes: Auf Teufel komm raus! Dann muss eben Heiner auch das Gretchen spielen. Er möchte sich eigentlich ganz auf seinen Mephisto konzentrieren, aber da André ja schon den Faust spielt, bleibt ihm wohl nichts Anderes übrig..

Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen André und Heiner wird somit auf eine harte Probe gestellt. Die beiden spielen die großen Szenen der Tragödie mit hingebungsvoller Inbrunst, geraten jedoch immer wieder in heftigen Disput über die Bedeutung der Goethe’schen Verse. André strebt die wahrhaft klassische, konservative Interpretation des Faust an. Heiner dagegen will das Ganze mit seinen witzigen Kommentaren etwas moderner, um nicht zu sagen freier,...eben unklassischer, und nicht ganz so herkömmlich umsetzen. Er verlässt sich ganz auf seine schauspielerischen Impulse.

So geraten die Beiden immer mehr in einen offenen Disput über den Faust, der vor persönlichen Anfeindungen zuletzt nicht mehr Halt macht. Goethes Dramentext hält dem bösen Spiel zwar unerbittlich Stand, bekommt aber unweigerlich eine zweite Ebene der Wahrhaftigkeit. Der Zuschauer hört die Originaltexte von Faust. Erzählt wird aber auch eine sehr persönliche Geschichte von Schauspielern, wie sie zueinander stehen und was sie voneinander denken. Natürlich erfährt der Zuschauer auch den wahren Grund, warum die Schauspielerin Hanna an diesem Abend verhindert ist. Und dennoch hat er der Tragödie erster Teil in vollen Zügen genossen.

Regie: Andrea Krauledat Mitarbeit: Ullrich Matthaeus

Bühne: Jens Imhoff/Ronald Koch/Martina Braun

Premiere am 27.10.2005 um 20.00 Uhr im Packhaustheater im Schnoor

Ab:
27.10.2005 um 20:00

Aufführungsort:
Packhaustheater im Schnoor, Bremen, Deutschland

Veranstaltungsart:
Theater



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