Theatermagazin Theaterblick - Die ganze Welt ist Bühne. Theater Spot
Theaterfoto des Augenblicks - Darauf klicken, um es zu vergrößern.

Mein Theaterblick
Sie sind nicht angemeldet.

 

Dunkelstein

Wiederaufnahme 6.- 13. November 2016, 20:00 Uhr

Regie: Frederic Lion

Eine Eigenproduktion des Theater Nestroyhof – Hamakom

Robert Schindels Lesedrama Dunkelstein (2010) verarbeitet historische Fakten und Personen, allen voran die Geschichte des Wiener Rabbiners Benjamin Murmelstein in der Figur des Protagonisten Saul Dunkelstein.

Spätestens seit dem Dokumentarfilm Der letzte der Ungerechten von Claude Lanzmann (2013)  ist Benjamin Murmelstein auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Zentrum dieses Films stand dessen ambivalente Rolle als hochrangiger jüdischer Funktionär der von Eichmann kontrol- lierten Israelitischen Kultusgemeinde Wien in der NS-Zeit und als „Judenältester“ des Konzentrationslagers Theresienstadt.

In seinem Stück bietet Schindel einen überraschenden und teilweise auch tragikomischen Einblick in die familiären Verhältnisse der Wiener Juden kurz vor und vor allem nach dem Anschluss 1938. Er zeigt, wie heterogen und gespalten die jüdische Welt war und wie grausam die Jüdinnen und Juden ihre Subsumierung als völlig entrechtete Individuen empfunden haben mussten. In ihrer Mitte wird Saul Dunkelstein als jüdischer Funktionär mit Entscheidungen über Leben und Tod konfrontiert. „Dunkelstein“ führt weit über jeden historischen Kontext hinausge- hend zu den Fragen: Wie werden Verfolgte zu Agenten der eigenen Vernichtung? Was, wenn die einzige Chance Menschen zu retten darin liegt, mit deren Mördern zusammenzuarbeiten? Wie viel kann ein  Mensch im Widerspruch zu seinem Gewissen aushalten? Gibt es dieses Gewissen an einem bestimmten Punkt der Mittäterschaft überhaupt noch?

Die Situation, von der hier die Rede ist, kann dramatischer nicht sein. Der Autor unterlässt jede Parteinahme, verschärft – bewusst historische Ungenauigkeiten einstreuend – den menschlichen Konflikt und schafft damit eine Brücke in die Zeitlosigkeit.

Robert Schindel schrieb Dunkelstein 2010 im Auftrag des Wiener Volkstheaters. Das Stück wurde in der vorliegenden Form nicht aufgeführt und als Lesedrama im Haymon Verlag veröffentlicht.

Das Theater Nestroyhof – Hamakom wagt sich an die Uraufführung dieses komplexen, für über 42 Rollen geschrieben Stoffes, aus dem Dramaturg Karl Baratta zusammen mit Frederic Lion eine Fassung für acht DarstellerInnen entwickelte. Es spielt eine hochkarätige Besetzung mit Michael Gruner in der Titelrolle.

„Tatsächlich ist Murmelstein aufgrund seiner Kollaboration mit den Nazi-Häschern für viele zum Täter geworden. Als einer, der so viele jüdische Leben wie möglich zu retten versuchte, stand er vor einem letztlich unlösbaren Konflikt. Murmel- alias Dunkelstein entschied nolens, nicht volens über Leben und Tod. Er konnte in zahllosen Einzelfällen das Schlimmste abwenden und an den Grundzügen der Vernichtungspolitik doch nichts ändern. Viele jüdische Intellektuelle haben sich geweigert, Murmelsteins historischem Handeln das Etikett des Tragischen zuzuerkennen. Im Theater Hamakom ist das anders. Hier hat man Schindels 2010 geschriebenes, vom Wiener Volkstheater dann doch nicht realisiertes Stück über den Rabbiner jetzt uraufgeführt.Man zögert angesichts der stofflichen Voraussetzungen, von einem Glücksfall zu sprechen. Und doch ist nichts weniger als ein kleines Wunder passiert. In Frederic Lions behutsam verfremden- der Inszenierung wird man zum Lachen gereizt, gleichzeitig zu Boden geschmettert.Man darf zudem von der Entdeckung eines blitzgescheiten, mit Szenen und Sätzen jonglierenden Gegenwartsdramatikers berichten. Er lautet auf den Namen Robert Schindel.“

Der Standard

 

„Mit großer Sensibilität inszenierte Frederic Lion „Dunkelstein“ von Robert Schindel, das schlag- lichtartig Schicksale von Juden in Wien während der Nazizeit zeigt.“

Die Presse

 

„Das Stück ist ein Szenenreigen aus dem Leben verschiedener jüdischer Familien, vom Zeitpunkt seliger Ahnungslosigkeit bis zur Deportation, und aus der Zusammenarbeit zwischen Eichmann, der hier Linde heißt, und Dunkelstein. Vom Stil her ist es brechtisch, alles da: die Brechtgardine, ein Musiker (Lukas Goldschmidt), der ein fabelhaftes "Waltzing Matilda" in die Tasten haut, schöne Verfremdungen mit Masken, dann wieder anrührende Miniaturen, und Schauspieler, die das alles auch können. Michael Gruner ist ein aasiger, elegant schlenkernder Dunkelstein; ein- mal liegt er verdreht da wie ein Bild von Francis Bacon. Lilly Prohaska und Heinz Weixelbraun legen eine raue und irritierende Beziehung zwischen Gestapomann und Informantin hin.Florentin Groll ist als Kaffeehausbesitzer Gröschel, der jeden, der behauptet, Zwetschgenröster sei kein Kompott, mit Hausverbot belegt, aufs Liebenswerteste herablassend.“

nachtkritik

 

„Ein unter die Haut gehendes Mosaik aus dem Nazi-Wien. Dunkelstein im Hamakom, eine Empfehlung.“

Kurier

 

TheaterNestroyhof – Hamakom

Transit – Verein für darstellende und bildende Kunst

Nestroyplatz 1, 1020 Wien

Kartenverkauf und Reservierungen

Telefon:              +43 1 8900314

e-mail:               (email)

web:                www.hamakom.at

Abendkassa:        1 Stunde vor Vorstellungsbeginn

Tickets

Vollpreis:            20 Euro

Ermäßigt:         12 Euro

 

Ab:
06.11.2016 um 20:00

Aufführungsort:
Theater Nestroyhof - Hamakom, Wien, Österreich

Veranstaltungsart:
Theater

Weitere Termine:

06., 07., 09., 11., 13. November 2016, 20:00 Uhr

 

 


Kommentare

Sie können einen Kommentar abgeben, wenn Sie sich einloggen. Wenn Sie noch keinen Benutzer-Account haben, können Sie hier einen anlegen.

nach oben


© Verlag Franz
Du befindest Dich hier: Dunkelstein (11617).